Sexmoralism – Compulsory Sex – Sexpositivity – Sexnegativity

Graphic Recording by Benjamin Felis

Der Text wurde am 1. Mai 2020 auf der Sexolution – Sexpositive Conference Vienna zum Schwerpunkt „Was bedeutet sexpositiv?“ vorgetragen.

„[T]hese days it can certainly be seen as boring not to be sexually experimental.
I’d say that the sex hierarchy remains even though the line is drawn somewhat lower down the pyramid than it used to be. We still have a strong sense of what ‘normal’ sex should be like in relationships. But we also have the idea that we should be having ‘great sex’. This might involve being open to trying some of the ‘spicy’ activities that used to be strictly in the outer limits. Because sex and love are so bound up together, we feel as though relationships must stay sexually exciting over time to prove they’re still loving and still working. “
Meg John Barker – Rewriting the Rules, 2018

Ich möchte eine Lanze brechen für Sexnegativität.

Warum?

1) Bei allem Fantastischen was unter dem Label „Sexpositiv“ ermöglicht wird, liefert es auch einige Schwachstellen, Stolpersteine, Fallen, Missverständnisse. Die gehen mit einem unkritischen Verständnis von Sexpositivität einher, wenn eine zu einseitige Problemdiagnose gestellt wird: dass Sex vor allem unterdrückt und tabuisiert werden würde.

2) Ich möchte ein ganz bestimmtes Verständnis von Sexnegativität vorschlagen, das weder mit einer Art kirchlich-konservativer noch politisch-rechter Sexfeindlichkeit verwechselt werden kann.

3) Überhaupt möchte ich binäre Aufteilungen aufgeben und verständlich machen, dass Sexnegativität und Sexpositivität nicht zwei Gegner*innen sein müssen, sondern eher als zwei progressive Strategien beide von entgegengesetzten Richtungen an einem Strang ziehen könnten, um so gemeinsam einen riesigen Elefanten irgendwie im Zaum zu halten. Der arme Elefant muss kurz herhalten als Repräsentant des eigentlichen Gegners, der sich ins Fäustchen lacht, wenn z. B. sexpositive und sexnegative Feminist*innen damit beschäftigt sind, sich schön gegenseitig zu zerfleischen und dadurch zu abgelenkt, um gemeinsam die wirklich relevanten Gewaltverhältnisse an der Wurzel zu packen: patriarchale, kapitalistische, neoliberale Machtverhältnisse, die nicht an Wohlergehen Gleichberechtigung und lustvollem Leben aller interessiert sind. Genau hier setzt meine Kritik an Sexpositivität an, weil sie von diesen Mächten leicht in Beschlag genommen werden kann.

Wenn ich mich umschaue, dann ist es mitnichten so, dass Sex nur repressiv reglementiert und als schmutzig verteufelt werden würde, zum Sex wird in unserer Gesellschaft auch aufgefordert und Sex ist öffentlich sehr präsent — und was das für Sexpositivität bedeutet, das fehlt mir im sexpositiven Diskurs. Manchmal habe ich das Gefühl, da wird davon ausgegangen noch im Mittelalter oder in den 1950ern zu leben. Solche Tendenzen gibt es zwar immernoch (wie die Abstinence-Only Sexualaufklärung in vielen US-amerikanischen Staaten), aber gleichzeitig schockt es heute kaum noch jemanden ernsthaft, wenn man z. B. Sextoys besitzt oder Onanie für gesund hält, das ist längst im Mainstream angekommen, oder mit wie vielen sexuellen Anspielungen Werbung arbeitet. Es gibt Unmengen an Ratgeberliteratur und Sex-Tipps in Zeitschriften, mit dem Clou, dass einem zwar nicht mehr vorgeschrieben wird, nur noch Sex in Missionarstellung mit dem Ehepartner zum Babymachen zu haben, sondern eben keinesfalls nur im ehelichen Schlafzimmer, sondern mindestens auf der Waschmaschine, mit Sprühsahne, „to spice things up“.

Es schleichen sich schnell andere „Du sollst“ und „Du musst“ ein, die eben nicht zu sexueller Befreiung, sondern Stress, Druck, Erwartungen und Frust führen. Dann kommen wir uns z. B. unnormal vor, weil irgendwelche Statistiken ermitteln, dass in einer gesunden Beziehung Sex so-und-so-oft die Woche stattfinden muss. Oder man möchte dazugehören zum sexpositiven Club und macht deswegen bestimmte Sachen mit — nicht aus eigener Lust und Neugierde, sondern aus Angst ausgeschlossen zu werden oder weil man gefallen oder auf eine bestimmte Art rüberkommen möchte, als interessanter Lover mit besonderen Skills…

So folgt man dem Diktat seinen Sex richtig und besser machen zu müssen, wird zu seinem eigenen Sex-Entrepreneur. Das kann nicht nur zu deprimierender Performance-Anxiety führen, sondern auch Konsens schwierig machen, wenn die Gründe für ein „Ja“ so unterschiedlich sein können, wenn man nicht beim eigenen Fühlen und Wollen und Verstehen solcher Verstrickungen bleibt und weiß, wie komplex das mit dem „authentischen“ Wollen manchmal sein kann.

Denn Sex ist nicht etwas per se Pures, Reines, Untouchable, sondern ist mitgeprägt von Kultur, Erziehung, Sozialisation und damit bei uns von einer strukturellen, dominanten Ausrichtung auf Effizienzsteigerung, Produktivität, Leistung, Kuration seines eigenen Image und Verwaltung eigener Privilegien. All das kann auch in sexpositiven Szenen beobachtet werden, wenn sie diese listigen Mechanismen nicht ernst genug nehmen.

Das Problem ist dabei auch der starke Fokus auf Selbsterfüllung und Selbstverbesserung, bei dem der kollektive Aspekt verloren geht. Dass Sex nicht nur Ausdruck meiner Selbst ist, sondern ein Dialog mit der Welt und Spiegel dieser Welt. Wenn ich nur mein individuelles Leben lustvoller gestalte, quasi eine Leiter hochklettere, aber hinter mir die Leiter hochziehe — das wäre für mich ein schwacher Begriff von Sexpositivität. Eine radikale Bewegung, die wirklich etwas Spannendes ins Rollen bringen könnte, müsste den Anspruch haben, allen Zugang zu dieser Leiter zu ermöglichen, vor allem denjenigen, denen der Zugang besonders erschwert ist.
Oft beobachte ich, dass für diejenigen, die sich als „sexpositiv“ definieren, nicht viel auf dem Spiel steht, sich so zu bezeichnen. Auch für mich ist das niedrigschwellig und nichts besonderes. Eher wird genau das von mir erwartet, sexpositiv zu sein.

Die Gründe dafür werden hoffentlich im Folgenden deutlicher. Ich habe ein paar Punkte zusammengefasst, die von einigen wenigen kritischen Stimmen aus der Szene an der Szene immer wieder genannt werden.

  1. Wenn mit einem Gestus der Revolte es als so subversiv beschrieben wird, wenn man sein Leben nach dem Motto ausrichtet, dass Sex schön und gut ist und z. B. auch die Beleidigung „Schlampe“ positiv aufwertet und aneignet. Das ist in einigen Kontexten eine starke Geste, die ich auch unterstütze. In anderen Kontexten erfüllt das aber nur den Status Quo. Wie subversiv ist es wirklich zu sagen, dass Sex schön ist? Vielmehr wird man doch schräg angeschaut, wenn man sagt, dass man keinen Sex haben möchte oder den nicht per se schön findet und wird dann gefragt „Warum denn nicht?“. Viel seltener fragt man Menschen die Sex haben möchten oder schön finden: „Warum?“ Und wie spannend wäre es, darüber nachzudenken! Lisa Millbank, eine Bloggerin die ich sehr schätze, hatte deswegen die Idee, dass nicht nur die Beleidigung „slut“, sondern auch „prude“ mit mehr Stolz besetzt werden sollte, also die sonst gängige abschätzige Bezeichnung als frigide und prüde.

  2. Die Botschaft, dass Sex gut und schön ist, schließt Menschen aus: einerseits diejenigen, für die Sex komplex, schwierig, gar traumatisch geprägt ist. Andererseits asexuelle Menschen oder Menschen für die Sex weder besonders schön noch schlimm ist, sondern neutral. Die Betonung wie heilig und wichtig Sex doch eigentlich sei, trägt dann unterschwellig die Botschaft, dass mit diesen Menschen etwas nicht stimmt.
    Man müsste bei dem Wort „Sexpositivität“ also immer fragen: positiv für wen? Das gilt auch für den nächsten Punkt:

  3. Immer wieder wird auf Privilegien hingewiesen und darauf, wie homogen viele sexpositive Szenen sind, kurzgesagt: überwiegend weiße Mittelklasse mit einem bestimmten Bildungsgrad. Ebenso werden hierarchische Umgangsweisen auch da nur reproduziert, wenn bspw. klassische Schönheitsnormen mit mehr „fuckablity“ einhergehen oder wenn selbst bei den kreativsten Veranstaltungen auffällt, wie heteronormativ, jugendnormativ, schlankheitsnormativ etc. es dann doch zugeht.

So. Hier würde dann ein Konzept der Sexnegativität ansetzen und sagen: „Auf diese ganzen Spielchen habe ich keinen Bock, es muss auch anders gehen, statt nur wieder das Gleiche in Grün zu haben“. Und dabei weder einfach Sex zu vergöttlichen noch zu verdammen. Lisa Millbank schlägt deswegen die vier Wörter im Titel meines Vortrages vor, die in folgender Weise in Beziehung zueinander stehen:

Die beiden hegemonialen Kräfte:

  • Sex-Moralismus (ist der exaktere Begriff für das, was meist abwertend mit Sexnegativität beschrieben wird)
    Ist ein historisch altes Konzept, das einem ein enges Regelwerk vorschreibt, wie Sex stattzufinden habe und kennzeichnet alles was darüber hinaus geht, als falsch, böse, pervers. Es geht dabei vor allem um Kontrolle, z. B. eine bestimmte Verfügbarkeit des Frauenkörpers, damit er in eine brave Mutterrolle passt und damit ein bestimmtes System aufrechterhält.
    Verteufelt oder unsichtbargemacht wird Prostitution und Begehren jenseits von Hetero-Paar-Normativität. Um alle, die sich dem nicht unterwerfen zu stigmatisieren wird u. a. Slut-Shaming gemacht.

  • Vorgeschriebener, obligatorischer Sex
    Ist eine moderne Variante, die Körper ebenso kontrolliert und verfügbar macht. Es geht davon aus, dass alle Sex haben sollten und in der kurzgesagt ein Prinzip vorherrscht, das Lisa Millbank auf die Formel bringt: „gotta fuck“: wenn man als heterosexuelle Frau sich nicht von Männern ficken lässt, macht man „Frau“ falsch; wenn man als heterosexueller Mann keine Frauen fickt, macht man „Mann“ falsch. Diese patriarchale Struktur ist so flexibel, dass sie sich auch in nicht-heterosexuelle Communities einschmiegen kann, dann wird es zu „men gotta fuck men“ „women gotta fuck women“ „people gotta fuck people“. Subjekt – Verb – Objekt.
    Hintenüber fallen in diesem Konzept Asexualität und Menschen, die einer bestimmten glatten Begehrensnorm nicht entsprechen, z.B. Menschen im hohen Alter, mit Übergewicht, dis_ability… um nur wenige Punkte zu nennen, was Körper alles so sein können. Menschen, die dem gotta-fuck-Prinzip nicht Folge leisten, werden mit Prude-Shaming stigmatisiert.

Die beiden Gegenbewegungen:

  • Sexpositivität
    Ist eine progressive, widerständige Graswurzelbewegung, die offen über Sex spricht und deren vordergründiger Gegner Sexmoralismus ist, weil gegen die Beschämung jeglicher sexueller Akte angegangen wird, solange sie konsensuell stattfinden. Die liberale Note, dass Einvernehmlichkeit der Schlüssel für befreiten Sex sei, ist auf idealer Ebene wichtig, kann jedoch die vielen realen Verhältnisse übersehen, in die einzelne Menschen gesellschaftlich verstrickt sind.
    Der subtile Feind ist Vorgeschriebener Sex, der sexpositive Szenen jedoch leicht in Beschlag nehmen kann. Sexmoralismus zu bekämpfen funktioniert auf direktem, wenn nicht sogar einfachem Weg. Dem Subtilen und Verführerischen des Vorgeschriebenen Sex Widerstand zu leisten ist schwieriger und erfordert Kooperation mit Sex-Negativem-(Trans-)Feminismus, bzw. kritisch-solidarischen Haltungen gegenüber Sex(positivität).

  • Sexnegativer (Trans-)Feminismus / Kritisch-Solidarische Haltungen gegenüber Sex:
    Sind progressive, widerständige Bottom-Up-Bewegungen, die offen und ehrlich nicht nur über Sex, sondern über die enge Verknotung von Sex und Macht sprechen.
    Das Ziel ist sowohl Befreiung aus sexueller Gewalt, als auch aus bevormundender Aufforderung zum Sex.
    Kritisiert wird Sex nicht auf moralischem, sondern auf politischem Grund. Dabei werden immer Strukturen problematisiert, nicht Menschen. Sexnegative Strategien fragen z. B. nicht: „Ist Prostitution an sich schlecht?“ oder „Sind Menschen die Pornos machen/gucken krank?“ sondern fragt eher viel pragmatischer: „Was braucht es, damit Pornographie oder Prostitution keine Gewaltverhältnisse kreieren?“ und antwortet mit: „Faire Bezahlung und Rechte“.
    Der vordergründige Feind ist Vorgeschriebener Sex. Sexmoralismus versucht sich an Sexnegativität anzudocken. Der Unterschied ist jedoch ganz klar der sexmoralisierende misogyne, hassende, bevormundende Zugang, der von Sexnegativität vehement abgewehrt wird.
    Kompliziert ist die Beziehung zwischen Sexpositivität und Sexnegativität. Teilweise wenden sich Sexpositive von Sexnegativen ab, vor allem, wenn sie diese Bewegung als Sexmoralismus abstempeln und verwechseln. Beide müssen jedoch keine Feinde sein – tatsächlich würde es sich lohnen, sexnegativen bzw. sexkritischen Stimmen weniger paranoid-skeptisch mehr Gehör zu verleihen und nicht gleich in die Schublade zu Alice Schwarzer zu schmeißen, weil es viel nuanciertere Stimmen da gibt (Meg-John Barker, Kitty Stryker, Lisa Downing, Lisa Millbank, Andrea Dworkin…)

Und natürlich ist das jetzt sehr modelhaft und die meisten Menschen, die eine feministische Agenda haben, werden irgendwo zwischen sexpositiven und sexnegativen Praktiken ansetzen und da nochmal andere Begriffe nutzen (z. B. ’sexreflektierend‘). Immerhin könnte mit differenzierter Sprache uns so ein hilfreicheres Begriffsinstrumentarium in die Hand gelegt werden, um den perfiden Kräften um uns herum nicht auf den Leim zu gehen und mehr schwesterlich zu kooperieren.

„Let’s revisit the rules of sex, given what we’ve explored here:
[Common rule] Sex is essential: a defining feature of ourselves and our relationships.  → [Rewritten Rule] Sex can be wonderful but it doesn’t need to define us or our relationships. It can ebb and flow throughout our lives, or be completely unimportant to us.
[…] We need to communicate openly about what we do and don’t want, with ourselves and with the people we’re engaged with, recognizing how assumed scripts and power imbalances can restrict consent.“
– Meg John Barker – Rewriting the Rules, 2018.

Der Ankündigungstext zum Vortrag im Programm der Sexolution Conference:

Sexpositivity * Sexnegativity * Sexmoralism * Compulsory Sex

Sexpositivität lernte ich als eine Szene kennen, die sich auf die Fahnen schrieb, der Welt endlich klar zu machen, dass Sex etwas Gutes, Gesundes, Normales ist. Dass diese Welt zu sexnegativ ist, voller Tabus und Scham, weil sie Sex als etwas Schlechtes, Schmutziges, Sündiges behandelt. Das klang erstmal überzeugend und nach einer wichtigen Mission, hier die Fahnen mithochzuhalten, nicht nur beim Slut Walk.

Mit der Zeit fingen dann aber meine Fragen an. Zum Beispiel, ob Sexnegativität wirklich der Feind ist? Die perfiden Kräfte, die uns umgeben, sind ja gar nicht so sexrepressiv, sondern muntern permanent zum Sex auf. Sexpositivität als Kampfbegriff wurde diesen Kräften gegenüber plötzlich zu einer untauglichen Waffe, wenn sich Kreativitätsstress, Leistungsdruck und patriarchale Muster da klammheimlich reinschleichen, wo man doch eigentlich an einem anderen lustvollen Leben rumexperimentiert.

Ein hilfreicheres Begriffsinstrumentarium lernte ich ausgerechnet da kennen, wo mit Ideen wie ‚Prude Walks‘ und Umwertungen von ‚Sexnegativität‘ gespielt wurde, die mir lustigerweise viel sexpositiver erschienen als unhinterfragte ‚Sexpositivität‘.

In diesem Impulsvortrag werden zunächst mit Hinweisen zu den transfeministisch-radikalen Schriften Lisa Millbanks und sexkritischen Konzepten Kitty Strykers und Lisa Downings Vorschläge für Ausdrücke gemacht, die für politische Analysen einsatzbereiter sind, als die ermüdende sexpositiv/sexnegativ-Binarität, um im Anschluss Theorie mit Praxis zu verbinden und über unsere (erfreulichen und enttäuschenden) Erfahrungen in sexpositiven Szenen freiheraus ins Gespräch zu kommen.

Zur Person
Beate Absalon ist Doktorandin an der Kunstuni Linz und derzeit Junior Fellow am Internationalen Forschunszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit im Bereich (audio-)visueller Kultur und kulturwissenschaftlicher Ästhetik widmet sich vor allem der Repräsentation ‘anderer’ Zuständen, wie dem Gebären, der Trauerarbeit, dem Schlaf, der Maskierung oder sadomasochistischer Praktiken.

Ihr Promotionsprojekt nimmt die gestalterischen Verfahren sexualbildender Medien in den Blick und fragt, was es bedeutet, wenn Sexualität als etwas verhandelt wird, das man haben, lernen und verbessern kann – oder als eine Art Refugium, in welchem mit eigensinnigen Lebensentwürfen experimentiert wird, die Unsicherheit, Verwundbarkeit und Widersprüche nicht ausschließen müssen. Aber wie sieht solche Sexualdidaktik aus? ( https://www.aesthetik.hu-berlin.de/de/andere-aufklaerung/ )

Im Kollektiv “luhmen d’arc” leitet sie Workshop zu Spielformen erfinderischer Intimität und Bodywork. Am liebsten befragt sie ‘kinky’ Praktiken und Szenen nach ihren merkwürdigen Qualitäten: Inwiefern sind sie albern, widerständig, creepy, heilsam, künstlerisch – oder auch nicht?

 
Beate Absalon

Beate Absalon erforscht als Kulturwissenschaftlerin “andere Zustände”, wie Gebären, Trauerarbeit, Hysterie, Schlaf, radical happiness & collective (kill-)joy oder sadomasochistische Praktiken. Nachdem sie zunächst untersuchte, wie Seile in aktive Passivität versetzen können – durch Bondage, aber auch im Marionettenspiel oder politischen Aktivismus –, promoviert sie derzeit über erfinderische Formen der Sexualbildung. Ihr theoretisches Interesse speist sich aus der Praxis, da sie sich und andere gerne in ekstatische Zustände versetzt – am liebsten undogmatisch: Flogging mit Lederpeitsche oder einem Bündel taufrischer Minze, Halten mit Seil oder Umarmung, Spielen mit aggressivem Kuscheln oder liebevoller Erniedrigung, Fließenlassen von Wörtern oder Spucke. Zu tun, was aus der Norm und dem Alltäglichen fällt, kann Angst machen und gleichzeitig ungeheuer lustvoll sein. Workshops und Sessions gestaltet Beata als Erfahrungsräume für Grenzwanderungen, auf denen Grenzen überschritten und gefunden werden, vage und wagemutige Phantasien gemeinsam erkundet, ein eigener Stil entstehen darf.

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Beflügelnde Beschränkung – nicht nur auf Japanisch. Kulturhistorische Verknüpfungen zu Bondage